Das Bild, das Hansjakob als Theologe bietet, hängt stark vom Standpunkt des Betrachters ab. Er war mehr Populist als Wissenschaftler. Seine Leistungen auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Theologie sind verschwindend gering und entsprechend der Wertschätzung, die er selbst ihr entgegenbrachte: „Die Menschen wollen immer, auch in übernatürlichen Dingen, den Schleier vom Bilde lüften, wollen sehen und begreifen, statt zu glauben, und das Ende vom Lied ist der Materialismus in Wissenschaft und Leben.“
Über sich selbst sagte er: „Ich kann keine Theologie, aber ich rieche sie.“ Religion war für Hansjakob keine Frage des Wissens, Glaube keine Frage der Theologie: „Der religiöse Glaube macht die Größe des Menschen aus; er ist ein Bedürfnis unseres Geistes, unseres Herzens und unserer ganzen Menschennatur und das einzig wahre Glück auf Erden.“
Aus der Sicht eines umfassenden Theologiebegriffs ist die Bedeutung des Priesters Hansjakob als Theologe nicht gering. Wenn es darum ging, Theologie begreifbar zu machen, dann war Hansjakob in seinem Element. Er war ein fähiger und beliebter Prediger. Die Wirksamkeit auf der Kanzel als seine größte seelsorgerische Leistung zu bezeichnen, wäre wohl in seinem Sinne. Seine Wirkung als Kanzelredner beruhte weniger auf dem theologischen Gehalt seiner Predigten als vielmehr auf ihrer leichten Faßlichkeit und ein-fachen Sprache. Neue und originelle Gedanken enthielten sie selten, doch gelang es Hansjakob stets, die Materie aus eigenem Blickwinkel darzustellen. Auch entsprachen seine Predigten in ihrer apologetischen Tendenz gut der Grundhaltung seiner katholischen Zeitgenossen. Er verteidigte mitunter vehement den Glauben gegen den Unglauben, das Reich Gottes gegen das Reich der Welt – so wie sich der Katholizismus in der zunehmend säkularisierten Gesellschaft verteidigen mußte. Vieles in Hansjakobs Predigten klingt erstaunlich aktuell: „Der Glaube entscheidet über unser ewiges Heil und sollte demnach die wichtigste Sorge und Angelegenheit unseres Lebens sein. Und doch gibt es keine Sache, die von so vielen Menschen mehr vernachlässigt wird wie der Glaube. Dieser beschäftigt sich ja mit dem Überirdischen, die Menschen unserer Tage aber gehen ganz im Irdischen auf.“ Als Seelsorger definierte Hansjakob seinen Auftrag vom Volksglauben und seiner eigenen Religiosität her. Nicht theologische Erkenntnisse wollte er vermitteln, sondern lebendiges Christentum. Daher legte er großen Wert auf „populäre“ Frömmigkeitsformen wie die Maiandacht, gründete fromme Bruderschaften und förderte die Marienverehrung.
Tragendes Element in Hansjakobs Persönlichkeit war das Priestertum. So liegt seine Bedeutung als Theologe beispielsweise darin, daß er auch seine schriftstellerische Tätigkeit stets auf die Grundlage des priesterlichen Auftrags stellte. In all seinem Wirken ging es Hansjakob um die Verkündigung der katholischen Glaubenslehre, und insofern war er immer auch Theologe.