Literaturland Baden-Württemberg
Stuttgart 1905
Stuttgart 1905

In Italien, 2. Band (1876)

 

Die persönlichen Eindrücke dieser Reise vom 3.4. bis 29.5.1876 werden in zwei Büchern mit zusammen 871 Seiten ausführlich geschildert. Wie es in der Vergangenheit Geistesgrößen stets nach Italien zog, so war die Italienfahrt auch für Hansjakob das lange erstrebte Lebensereignis. Durch die Schweiz führte ihn die Reise an den Lago Maggiore und nach Mailand, dessen Dom einen überwältigenden Eindruck auf ihn machte wie auch das berühmte Theater Della Scala.

   Venedig mit der entzückenden Pracht der Markuskirche erwähnt er eingehend wie auch die Schöpfungen der großen venezianischen Maler Tizian, Canova und Veronese und den prächtigen Rundblick vom Campanile aus. Schmerzlich war ihm bei Rundfahrten durch die Kanäle der Gedanke an die Verödung der gefährdeten Stadt. In Bologna beschäftigten sich seine Gedanken mit dem historisch bedeutsamen Kampf zwischen Welfen und Staufern. Die Ruinen der weltgeschichtlichen Burg Canossa regten ihn ebenfalls zu Gedanken an über den Kampf und dessen tragischen Ausgang zwischen Kaiser Heinrich IV. und dem Papst Gregor VII.

   In Ravenna veranlasste ihn Dantes Grabkapelle zu eingehenden Äußerungen seiner tiefen Verehrung für den Dichter der „Göttlichen Komödie“.

   Die herrliche Lage Neapels begeisterte ihn wie auch Capri und in Pompeij die Anlage und Ausstattung der antiken Wohnhäuser. Eingehende Studien widmet Hansjakob dem so charakteristischen neapolitanischen Volksleben. In Sizilien fesselten ich die zauberhafte Schönheit Palermos, der merkwürdige Dom von Monreale und der vollendet schöne Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerklosters. Messinas Lage und das antike Theater von Taormina rühmt er gebührend. Über Monte Cassino, dem Mutterkloster der Benediktiner, erreichte er endlich die Ewige Stadt, wo ihm der bekannte Katakombenforscher Anton de Waal zur Verfügung stand, und der ihm auch andere wertvolle Bekanntschaften vermittelte.

   In St. Peter bewunderte er den Bau der Zeit, „in der auch die Religion sich in die Sprache des klassischen Prunks der Renaissance kleidete.“ Nächst der Papststadt fesselten ihn die antiken Ruinen des Forum Romanum. Dank seiner einflußreichen Bekannten war es unserm Rompilger vergönnt, vom Papst Pius IX. empfangen zu werden und seiner Heiligen Messe beizuwohnen. Er war von dem greisen Hohenpriester als Papst in schicksalsschwerer Zeit tief beeindruckt.

   Als Hansjakob die Kuppel der Peterskirche bis in die Laterne bestieg, war er überwältigt von dem Bau und dem Blick über die Ewige Stadt und schrieb in sein Taschenbuch: „Ich glaube an die eine heilige katholische und apostolische Kirche“, und es überkam ihn „das Gefühl eines Kindes, welches am ersten Kommuniontag sein Glaubensbekenntnis ablegt.“

   Was sonst noch beachtenswert war, die Kunstwerke der vatikanischen Museen, die Capella Sistina, die Stanzen mit den herrlichen Gemälden von Raphael u.a.: Unser Reiseschriftsteller bewundert und beurteilt alles auf seine Weise. Staunendes Entzücken löst die Basilika St. Paul aus, und Hansjakob stellt einen treffenden Vergleich an zwischen den beiden Apostelkirche  und den Aposteln selbst.

   Der Besuch der Calixtus-Katakombe unter der Führung de Waals beschloß den Romaufenthalt. Mit Rücksicht auf seiner Gesundheit, die durch Malariafieber bedroht war, verließ er Rom, um über Florenz, Pisa und Genua die Heimreise anzutreten.

   In ausführlichen Betrachtungen beschäftigte er sich auch mit den sozialen Mißständen in Italien. Sie sind seiner Meinung nach darin begründet, daß man die Bauern mit den annektierten Klostergütern nicht zu Eigentümern, sondern zu Tagelöhnern von Großgrundbesitzern und Spekulanten machte.

   Unter dem Zwiespalt von Königtum und Papsttum sieht Hansjakob den Volksglauben bedroht. Der Verlust des Kirchenstaates sei nicht der größte, der die Kirche treffen könne, weit schlimmer sei der drohende Untergang des religiösen Lebens. Lesenswert sind Hansjakobs Prognosen in Bezug auf die Entwicklung des Verhältnisses Staat - Kirche. Er stellt für sich persönlich aber fest: „Wenn ich manches tadle und anders wünsche, so geschieht es lediglich aus Liebe und Anhänglichkeit an die Sache unserer Kirche.“

In Italien. Reise-Erinnerungen. Zweiter Band.

  • 1. Auflage. Mainz: Kirchheim 1877. VI, 581 S.
  • 2., umgearbeitete Auflage. Stuttgart: Bonz 1905. 370 S.
  • 3., umgearbeitete Auflage. Stuttgart: Bonz 1905. 370 S.