Literaturland Baden-Württemberg

Kartaus

Fast zwei Jahrzehnte besaß der Schriftsteller und Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob (1837-1916) eine Wohnung im barocken Klostergebäude der Kartause, die er sich 1897 im historischen Stil der Neugotik einrichten ließ. Dort schrieb er die meisten seiner über 70 Bücher, die wertvolle Zeugnisse zur oberrheinischen Volks- und Landeskunde darstellen. Hansjakob war eine verdienstvolle Persönlichkeit der Stadt Freiburg, in der er von 1859 bis 1862 und von 1884 bis 1913 lebte. Die historischen Einrichtungsgegenstände aus dem Besitz Hansjakobs konnte das Augustinermuseum Freiburg nach 1916 erwerben.

Zur Erinnerung an die Hansjakob-Gedenkstätte »Kartaus«

Die Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart hat 2011 das alte Kartäuserkloster in Freiburg samt dem zugehörenden Gelände, Kräutergarten, Wasserwerk, Gasthof und Bauernhof der Stadt Freiburg abgekauft, um dort ein United World College (UWC) zu errichten. 

Geräumt wurde im Herbst 2012 auch die Hansjakob-Gedenkstätte Kartaus, die sich seit 1997/98 in den Räumen des ehemaligen Priors des Klosters befand. Das Freiburger Augustinermuseum, die Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft und das Haslacher Hansjakob-Museum hatten damals die Hansjakob-Gedenkstätte eingerichtet. Sie umfasste 68 Ausstellungsobjekte, die hauptsächlich Hansjakobs Tätigkeit in Freiburg dokumentierten. Inzwischen sind diese Exponate in das zentrale Depot für Kunst und Kultur im Freiburger Westen eingelagert worden. 

Damit ist die Geschichte der Kartaus als Hansjakobs »Dichterheim« beendet. Sie hatte begonnen im Jahre 1897, als Heinrich Hansjakob von seinem Freund, dem Freiburger Oberbürgermeister Otto Winterer, die drei Barockräume als Privatwohnung zur Miete erhielt. Dort verbrachte er oft mehrere Tage in der Woche und schrieb seine Bücher, während seine vier Kapläne die pastorale Arbeit in der großen Pfarrei St. Martin übernehmen mussten. Die meisten seiner 74 Bücher hat Hansjakob in der Kartaus verfasst. 

Versuche der Heinrich Hansjakob-Gesellschaft sowie der Arbeitsstelle für literarische Museen in Marbach am Neckar, die Hansjakob-Gedenkstätte zu erhalten, schlugen fehl. Laut Robert-Bosch-Stiftung waren die Hansjakob-Räume mit dem räumlichen Nutzungskonzept des »United World College« nicht in Einklang zu bringen. 

Die Robert-Bosch-Stiftung finanzierte abschließend einen Dokumentarfilm über die Kartaus und über Heinrich Hansjakobs Wirken in Freiburg und darüber hinaus. Er ist als DVD beim Hansjakob-Verlag der Stadt Haslach erhältlich.